Grußworte zweier Protagonisten

Grußwort von ARV-Ehrenpräsident Henning Kriebel

 

40 Jahre – dass der ARV diesen Geburtstag einmal feiern würde, hatte ich bei der Gründung zwar gehofft, aber nicht erwartet. Umso glücklicher bin ich über das, was aus meinem Baby geworden ist.

 

40 Jahre ist es her: Es war der 20. Januar 1973 in Unterhaching bei München, als wir – nahezu 50 Hilfswillige – den ARV gründeten. Wir waren damals angetreten, um als »fahrende Notrufsäulen« im Vorfeld der etablierten Hilfsorganisationen Hilfe zu leisten und die Rettungsdienste zu verständigen. Es waren Jahre voller Idealismus – eine Tugend, die bis heute das Handeln des ARV bestimmt und leitet.

 

Die ersten Jahre verliefen stürmisch – wer dabei war, wird sagen: zu stürmisch. Doch es waren auch die Jahre, die die Voraussetzung schufen für den heutigen ARV. Schon 1975 wurden mit dem Medikamenten-Notdienst weitere soziale Dienste aufgenommen – zunächst beim ARV Oberpfalz, der unter seinem langjährigen Vorsitzenden, Werner H. Hayn, vorbildhaft für alle ARV-Verbände diese und weitere soziale Aufgaben zur Grundlage der heutigen ARV-Tätigkeit, der Wohlfahrtspflege und Notfallhilfe, machte.

 

Mit der Erfüllung seiner sozialen Aufgaben verkünden seine Mitglieder und Helfer auch noch eine weitere Botschaft, die immer das Wohl des Mitmenschen im Auge hat: Mit Rücksicht und Hilfsbereitschaft leben sie Tugenden vor, die in der heutigen profitorientierten Gesellschaft leider viel zu selten geworden sind.

 

Sechs Landes- oder Bezirksverbände, untergliedert in zahlreiche Kreis- und Ortsverbände, bilden heute das Rückgrat des ARV in Deutschland. Eine Gemeinschaft, die sicherlich für die Zukunft eine Weiterentwicklung des ARV in Deutschland in sich birgt.

 

Ich wünsche dem ARV, meinem längst erwachsen gewordenen, längst selbständigen, aktiven und erfolgreichen Baby von einst von ganzem Herzen alles, alles Gute, eine gesegnete Zukunft und viel Glück bei der Erfüllung seiner vielfältigen Aufgaben im Dienste des Nächsten.

 

Henning Kriebel

Gründer und erster Präsident sowie Ehrenpräsident des ARV

 

Rückbesinnung, Dank und ein wenig Historie

von einem Protagonisten der ARV-Idee nach vier Jahrzehnten Engagement für Menschen im ARV Oberpfalz und im ARV-Bundesverband

 

Verehrte Schirmherren und Ehrengäste, liebe Mitglieder und Besucher, die Sie dieses Jubiläum mitfeiern,

 

in den vergangenen Wochen und Monaten des Jubiläumsjahres 2013 habe ich als ARV-Mitbegründer immer wieder Anerkennung, Lob und Zuspruch für mein 40-jähriges ehrenamtliches Engagement im Allgemeinen Rettungsverband (ARV) erfahren. Mir ist es ein großes Bedürfnis, diese Würdigungen zusammen mit meinem persönlichen Dank weiterzugeben an all jene Mitstreiterinnen und Mitstreiter, die über die Jahrzehnte hinweg geholfen haben, aus der ARV-Idee tatkräftige, wirkungsvolle Hilfe für Bürgerinnen und Bürger in verschiedensten Notlagen werden zu lassen. Ohne diese Idealisten wäre nichts aus dem Jubilar ARV geworden.

 

Ich hatte wohl Glück, meist den richtigen, ideell eingestellten Menschen zu begegnen, die wie ich neben dem Beruf ein sinnvolles Ehrenamt für die Freizeit suchten. Infiziert von der Idee des Redakteurs und ARV-Initiators Henning Kriebel scharte ich zunächst ein Häufchen Nordoberpfälzer um mich, um dann am 20. Januar 1973 zusammen mit Kriebel und 40 anderen Gründungsmitgliedern in Unterhaching den ARV aus der Taufe zu heben und die Idee danach zu verbreiten. Wesentliche Zielsetzung war damals zunächst, die qualifizierte Hilfe nach Verkehrsunfällen durch Einsatz von Sprechfunk in den Privatautos der ARV-Mitglieder zu beschleunigen. Die Presse nannte die ARV-Funkwagen deshalb „Fahrende Notrufsäulen“, was die Aufgabenstellung recht gut umschrieb.

 

Der Zuspruch war groß. Es galt in der Folgezeit durchzusetzen, dass die satzungsgemäßen Ziele ernsthaft verfolgt und das Einsatzmittel Funk nicht zu amateurfunkähnlichen Plauderrunden zweckentfremdet wurde, bzw. werden konnte. Dadurch gelang es, Akzeptanz zu erlangen und ARV-Notfallfunk-Zentralen bei zahlreichen ständig besetzten Institutionen einzurichten, in München z. B. bei der BMW-Werksfeuerwehr, in der Oberpfalz beispielsweise in der Einsatzzentrale der Städt. Berufsfeuerwehr Regensburg, in mehreren BRK-Rettungswachen und bei der Bundeswehr in Weiden. Diesen seriösen Kurs des Vereins wollten nicht alle Mitglieder mitgehen. Sie gründeten Funkvereine (FHD, AFH, BRV) mit anderer Ausrichtung und entsprechend freizügigerem Umgang mit dem Medium Funk. Diese Gruppierungen gibt es heute allerdings längst nicht mehr.

 

Dass der ARV dagegen heute noch im Konzert der Hilfsorganisationen und Wohlfahrtsverbände mitspielt, dürfte vor allem darauf zurückzuführen sein, dass wir stets die Zeichen der Zeit im Auge behielten und den Verband entsprechend seiner Hauptaufgabe, Lücken zu schließen, bedarfsorientiert weiterentwickelten. So konzentrierte sich der ARV in der Oberpfalz ab etwa 1980 verstärkt auf die Behindertenhilfe und die ihr notwendigerweise angegliederten Dienste: Fahrdienste, mobile soziale Hilfsdienste, Pflegedienste usw.  -  Verschiedene ARV-Kontaktgruppen für Menschen mit Behinderung, Chronischkranke und Senioren wurden gegründet.

 

Wir erkannten weitere Lücken im sozialen Netz und sahen uns satzungsgemäß zum Handeln veranlasst: Schuldnerberatungsstellen, Betreuungsbüros nach BtG und die sozialpädagogische Familienhilfe wurden eingerichtet. Zur Verwirklichung all dieser Projekte brauchte ich als Vorsitzender in der Oberpfalz neben unternehmungs- und verantwortungsfreudigen Vorstandskollegen auch engagierte Mitglieder und bald auch hauptberufliche Bedienstete, die bereit waren, in gewisser Weise Neuland zu betreten, Aufbau- und Entwicklungsarbeit zu leisten, solidarisch und nachhaltig für die Ziele und Interessen des ARV einzutreten.

 

Mein besonderer Dank gilt deshalb heute all Jenen, die mich bei dieser Art ARV-Pionierarbeit uneigennützig und kooperativ unterstützten. Im Alltag treten diese aufrechten Idealisten leider weniger und bescheidener in Erscheinung als jene Zeitgenossen, die sich ins gemachte Nest zu setzen pflegen, eher bremsen als voran bringen (um selbst nicht zu sehr gefordert zu sein), aber sich am Ende gerne wegen des gleichen letztlich gelungenen Vorhabens auf die Schulter klopfen, das sie zuvor womöglich bekämpft hatten.

 

Unweigerlich erkennt man sowohl Licht als auch Schatten, wenn man 40 Jahre ARV aus der Perspektive eines Gründers und verantwortlichen Funktionsträgers revuepassieren lässt. Gewiss, der ARV könnte nach so langer Zeit viel weiter sein, doch Idealismus lässt sich halt nicht erzwingen und finanzielle Mittel waren immer knapp. Schön, dass dennoch am Ende nicht Schatten, sondern Lichtblicke überwiegen und eine ansehnliche ARV-Entwicklungsgeschichte, von der „Fahrenden Notrufsäule“ ab 1973 bis zum leistungsfähigen Wohlfahrtsverband von heute, sichtbar wird, auf die man letztlich trotz allem Auf und Nieder als Gemeinschaft stolz sein kann.

 

Deshalb schlug ich vor, zum Jubiläum die in der Vergangenheit bewiesene Innovationsfreude durch die Verleihung des Luise-Kiesselbach-Preises des PARITÄTISCHEN an die Solidargemeinschaft des ARV Oberpfalz e. V. zu würdigen, nachdem mir persönlich die Goldene Ehrennadel dieses Preises bereits 2008 verliehen worden war. Das positive Einvernehmen und die konstruktive Kooperation mit dem Spitzenverband waren für mich stets wichtige Säulen der Verbandsarbeit. Deshalb auch den Verantwortlichen im Paritätischen ein herzliches Danke für das faire und produktive Miteinander  -  eben aktives „Engagement für Menschen“.

 

Schon seit der Gründerzeit war ich auch überregional in die ARV-Verbandsarbeit eingebunden. Im „alten“ ARV Deutschland leitete ich mehrere Abteilungen im damaligen Generalsekretariat. Im heutigen Dachverband, dem Bundesverband der Allgemeinen Rettungsverbände Deutschlands e. V., war ich u. a. für Maßgaben zur Corporate Identity zuständig, gestaltete einige Jahre als Chefredakteur das ARV-Verbandsmagazin und wurde wiederholt als Vizepräsident ins Geschäftsführende Präsidium gewählt, zuletzt 2013. Ich danke den Kollegen im Bundesverband für die harmonische und sachorientierte Kooperation, ein Klima, das die Freude am Ehrenamt erhält und die eigene Gesundheit schont. Unter diesen Voraussetzungen kann ich mir vorstellen, bis zum Ende der eben begonnenen Amtsperiode durchzuhalten.

 

Nach 40 Jahren ehrenamtlicher Aktivität im Zeichen der Nächstenliebe möchte ich aber auch allen Freunden, Gönnern und Partnern außerhalb des ARV für die vielfältige Unterstützung unseres Verbandes bei der Erfüllung der übernommenen gemeinnützigen sozialen Aufgaben danken. Die gute Zusammenarbeit mit anderen Organisationen, Behörden, Firmen und sonstigen Einrichtungen, mit Politik und Kirchen sowie öffentlichen und privaten Auftraggebern hat sichtbar Früchte getragen und vielen Mitmenschen wirksame Hilfe gebracht.

 

Ich wünsche mir für den ARV, dass er in der Solidargemeinschaft fest verwurzelt bleibt und seine Bedeutung für die Gesellschaft behält, allen Stürmen standhält und weiterhin gesunde Früchte trägt. Dazu werden die Verbandsführungen Fingerspitzengefühl dabei beweisen müssen, einerseits Werte und Bewährtes zu bewahren, das idealistische ARV-Selbstverständnis zu pflegen, und andererseits für Neues und Notwendiges offen zu sein. Das gilt sowohl für den ARV-Bundesverband als auch für den gastgebenden ARV Oberpfalz und alle anderen Mitgliedsorganisationen.

 

Einige der Slogans, die ich in vier Jahrzehnten für den ARV kreieren durfte, lauten zum Beispiel: „Alarmieren, Retten, Vorbeugen“, „Hilfe, die von Herzen kommt“, „Soziale Dienste aus einer Hand“ oder „Engagement für Menschen“. Sie alle wollen je nach regionalen Dienstleistungsschwerpunkten nach wie vor mit Leben erfüllt werden. Dafür wünsche ich Glück und Erfolg in den nächsten 40 Jahren.

 

Neustadt, im Oktober 2013

 

Werner H. Hayn

Vizepräsident des BdARV

Vorsitzender des ARV Oberpfalz von 1973 bis 2011

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